Mittwoch, 19. Dezember 2012

Log 10: Schlangestehen in 30 Meter Tiefe

30 Meter unter dem Meer liegt die Thistlegorm samt Maschinengewehr Foto: STeilchen

Warum ich 30 Meter unter der Wasseroberfläche vor der Tür des Schiffswracks Thistlegorm Schlangestanden habe, erfahrt Ihr bald hier. Bis dahin gibt's einen ersten Eindruck von der Thistlegorm im Video:


Dienstag, 18. Dezember 2012

Log 9: Der Müll und das Meer

"Der Müll und das Meer" ist eine traurige Geschichte. Bevor ich Euch davon erzähle, zeige ich Euch die harten Fakten in einem kurzen Film des Fernsehsenders Arte, veröffentlicht auf Youtube. Manchmal sagen Bilder eben mehr als Worte:


Wie viel Müll in unseren Meeren schwimmt, ist mir im Herbst 2010 bei einem Tauchgang in der Naama Bay an der Spitze des Sinai bewusst gworden. Mehr bald hier...

Einen Film über das Thema hat der Österreicher Werner Boote gedreht. In "Plastic Planet" zeigt er, welche Folgen die Verschmutzung der Meere für den Menschen hat. Mehr Infos zum Film findet Ihr auf der Website Plastic Planet

In Deutschland widmet sich eine Ausstellung dem Müll in unseren Meeren. Sie startet im Museum für Kunst und Gewerbe in Hamburg: Endstation Meer - Ausstellung über Plastikmüll

Mittwoch, 5. September 2012

Log 8: Die Sprache der Manta Rochen

Ein Manta Rochen kreist über uns                Foto: STeilchen

Können Manta Rochen mit Menschen kommunizieren? Das verrate ich Euch hier.

5 Prozent – so wenig wissen Meeresbiologen bis heute über die Tiere der Unterwasserwelt. Die meisten der Arten, die in den Meeren leben, sind bis heute nicht bekannt. Selbst mit dem Weltall kennen sich Wissenschaftler heute besser aus als mit den Lebewesen im Meer. Das Traurige: Noch bevor Forscher die restlichen 95 Prozent der Arten kennen werden, sind viele davon bereits ausgestorben.

Zu den bedrohten Arten gehören die Manta Rochen. Der Grund: Die Rochen verenden als Beifang in den Fischernetzen. In Asien werden die Tiere zudem von Fischern gezielt gefangen. Die Fischer verkaufen die Haut der Rochen an Händler, die daraus Schuhe und Gürtel fertigen. Außerdem landet das Rochen-Fleisch immer öfter auch auf den Tellern asiatischer Restaurants – als Ersatz für Haifischflossen.

Nur wenige Meeresbiologen erforschen die großen Rochen, auch Teufelsrochen genannt. Eine von ihnen ist die Biologin Andrea Marshall. Sie hat herausgefunden, dass sich Manta Rochen ausführlich und gerne unterhalten. Laut Marshall reden sie mittels Geräuschen, die sie mit ihren Flossen erzeugen. Zum Beispiel schlagen sie mit ihren Flossen auf das Wasser oder sie brechen mit ihnen die Strömung. Wenn sie sich begegnen, berichtet Marshall, wedeln sie auch mit ihren Kopfflossen. Die Wissenschaftlerin ist überzeugt, dass Manta Rochen intelligent sind. Marshall bezeichnet sie auch als die „Schimpansen der Meere“, weil ihre Gehirne so groß wie Apfelsinen sind. Mehr darüber erzählt Andrea Marshall in einem Interview in der Online-Ausgabe der Tageszeitung Die Welt: Interview über die Begegnung mit Manta Rochen

Und hier beginnt meine Manta-Geschichte

Februar 2010, Indischer Ozean, Andaman See. Wir sind unterwegs mit dem Safariboot Pawara, immer Richtung Norden. Mit an Bord: die Tauchguides Tommy, Ric, Laem (und ich). Außerdem: etwa 20 Taucher, ausgerüstet mit Unterwasser-Kameras, und natürliche die thailändische Bootscrew. Unser Ziel: Die Manta-Show. Sie beginnt jedes Jahr im Februar vor einer kleinen Insel mit dem Namen „Koh Bon“.

Koh Bon ist die nördlichste Insel des Similan Nationalparks. Die Insel besteht aus Kalkstein, ist bewachsen mit Bäumen und Büschen. Einen lebendigen Dschungel gibt es nicht nur an Land. Auch unter Wasser tummelt sich das Leben. Vor Koh Bon liegt einer der begehrtesten Tauchplätze der Similan Inseln. Sein Name ist „The Ridge“, die Rutsche. Die Rutsche verläuft von der westlichen Spitze der Insel ins Wasser hinunter bis in 40 Meter Tiefe. Dort endet sie auf dem sandigem Meeresgrund. Die Kante der Rutsche ist oft starken Strömungen ausgesetzt. „Hier fegt es“, sagen die Taucher dazu. Doch das Gute: Die Rutsche ist nicht nur bewachsen mit bunten Korallen. Sie ist auch Treffpunkt für die Manta Rochen in der Region.

Tauchkarte "The Ridge" by Tommy          Foto: STeilchen
 Die Rochen zieht es ab dieser Zeit förmlich an diesen Platz. Die Strömung bringt ihnen viel Plankton mit. Das ist ihre Lieblingsspeise. Mit geöffnetem Maul kreisen sie durchs Wasser und filtern das Plankton heraus. Gleichzeitig nutzen sie die Gelegenheit, um sich von kleinen Fischen, den sogenannten Putzerfischen, putzen zu lassen. Das heißt: Diese Fische fressen abgestorbene Hautschuppen der Rochen ab und pflegen sie auf diese Weise. Koh Bon, The Ridge, wird deshalb auch Putzerstation (Cleaner Station) genannt.

Auf dem Weg nach Koh Bon sehen wir Delfine. Rund 20 Tiere, ein kleine Schule, begleiten uns ein Stück, schwimmen vor der Spitze unseres Bootes voran. „Das ist ein gutes Zeichen“, meint Tommy. „Delfine bringen Glück“, sagt er. Unsere Chancen auf Manta Rochen steigen. Gegen 14 Uhr erreichen wir die Insel. Doch wir sind nicht allein. Fünf andere Boote waren schneller, sind schon vor uns da. Jedes der Boote bringt 20 bis 30 Taucher mit sich. Viel Betrieb unter Wasser. Also doch keine Mantas heute? Wir geben die Hoffnung nicht auf, stehen an der Reling und beobachten die Boote vor der Insel. Und dann passiert es: Direkt vor uns, neben unserem Boot, fliegt ein großer Manta Rochen aus dem Wasser, lässt sich fallen, und verschwindet mit einem lauten Klatschen wieder im Meer. Ein Zeichen!?

Schnell bereiten wir unsere Taucher auf den Tauchgang vor. Wir geben ihnen das kürzeste Briefing aller Zeiten: Alles was sie von uns erhalten ist ein großer gemalter Manta Rochen auf einer Tafel. Wir wissen: Sie kennen die Verhaltensregeln bereits: 1. Kein Taucher jagd Mantas. Fühlen sich die Tiere verfolgt, suchen sie das Weite. 2. Kein Taucher schwimmt unterhalb der Rochen. Die Blasen unserer Ausatemluft vertreiben die Tiere. 3. Tiefe halten, nicht auf und ab wie ein Jojo tauchen. Den Tauchstil der Mantas vertragen wir Menschen nicht. 4. Niemand berührt die Tiere. "You touch, you die", warnt Tauchlehrer Tommy.

Danach rödeln wir unser Equipment an, testen ob alles funktioniert und springen ins Wasser. Direkt über der Ridge tauchen wir ab. Unter uns sehen wir das Riff. Und darüber: schwebt ein Manta. Langsam schwimmen wir auf ihn zu.

Junior Manta Rochen an der Ridge vor Koh Bon                   Foto: STeilchen
Es ist ein kleiner Manta. Er zieht langsam über das Riff. Über einem großen runden Korallenblock bleibt er stehen, lässt sich putzen von den kleinen Fischen. Mit ihren Mäulern zupfen sie kleine Schuppen von seiner glatten Haut ab. Wir schauen ihm zu, bewegen uns langsam und ruhig. Dann dreht sich der kleine Manta und schwimmt in einem Bogen auf uns zu. Mit seinen Flossen schlägt er wie mit Flügeln auf und ab – und fliegt langsam an uns vorbei. Doch wir schwimmen ihm nicht hinterher. Wir wissen: Filtert der Manta das Plankton mit seinem geöffneten Maul aus dem Wasser, dann kreist er. Das bedeutet: Er wird wiederkommen, zu uns zurück.

Und genau das passiert. Der Manta dreht – und wir drehen uns mit. Jetzt schwimmen wir nebeneinander her: Der junge Rochen und wir. Wir wollen ihn zu uns locken. Tommy hat eine Idee. Langsam hebt und senkt er seine ausgestreckten Arme, und imitiert die Bewegungen des Rochens. Und tatsächlich: Die Neugierde des Rochens ist geweckt. Jetzt schwimmt er direkt auf uns zu. Direkt über uns bleibt er stehen, streckt seine Flossen wie zur Begrüßung aus und präsentiert uns seinen weißen Bauch. Mit einer spielerischen Bewegung dreht er sich nach oben und schießt Richtung Oberfläche. Was Tommy ihm mit seinen "Flossenschlägen" wohl erzählt hat?

Dienstag, 7. August 2012

Log 7: Das grüne Monster kommt

Das grüne Monster bringt große Fische mit sich             Foto: STeilchen



Gemütlich sitzt der Anglerfisch in einer Spalte des Korallenblocks. Mit seinen zwei Brustflossen hält er sich rechts und links wie mit Armen auf seinem Platz fest. Vorsichtig drehe ich mich zu meinen vier Tauchern um und gebe ihnen das Zeichen für „Anglerfisch“: Ich tue so als ob ich eine Angel in den Händen halten würde, die ich auswerfe und wieder einhole. Dann zeige ich mit dem Zeigefinger der rechten Hand auf den Spalt im Korallenblock.

Schnell folgen die Augen der Taucher meinem Finger, kehren zu mir zurück und schauen mich fragend an. Für sie ist der Anglerfisch unsichtbar. Reglos sitzt er auf dem Block. Sein Körper hat die gleiche Farbe wie die Korallen, an denen er sich festhält: Purpurrot. Langsam schwimme ich ein Stückchen näher heran und zeige noch einmal auf den Fisch. Die vier Taucher umringen mich und starren den Korallenblock an. Sekunden später höre ich ein dumpfes „Ahhhh!“ aus ihren Atemreglern klingen und schwimme langsam zurück.

Gemütlich: Anglerfisch im Korallenblock    Foto: STeilchen
Vor 30 Minuten sind wir vom Boot ins Wasser gesprungen. Sind vorbeigetaucht an riesigen Kalksteinfelsen, und danach über ein Riff mit bunten Hartkorallen und vielen Fischen geschwommen. „West of Eden“ haben die Taucher diesen Platz getauft. Das Riff liegt unter der Wasseroberfläche vor Similan Insel Nummer 7. Insgesamt neun Inseln ziehen sich wie an einer Perlenkette an dieser Stelle durch die Andamanen See. Rund 100 Kilometer sind es von hier bis zum thailändischen Festland. In der Trockenzeit, von November bis April, ist das Wasser mild. 28 Grad Celsius ist es im Schnitt unter der Wasseroberfläche warm.

Das helle Blau verwandelt sich in dunkles Grün

„Gemütlich warm“, denke auch ich, drehe mich auf den Bauch und schwimme langsam um den Korallenblock herum. Die Taucher schweben über dem Block, kommen sich mit ihren Flossen in die Quere und fotografieren den seltenen Fisch. Ich schwebe schwerelos im Wasser und drehe mich langsam um die eigene Achse. Mein Blick wandert den sandigen Grund neben dem Korallenblock entlang, nach unten, ins tiefere Wasser. Dort verwandelt sich das helle Blau langsam in ein dunkles Grün. Wie eine grüne Wand kriecht das trübe Wasser langsam zu uns hinauf.

„Das grüne Monster kommt“, denke ich. Schnell schwimme ich zurück zu meinen Tauchern, ziehe einen Karabinerhaken von meiner Tarierweste ab und klopfe damit gegen den Tank auf meinem Rücken. Dann winke ich die vier zu mir und gebe ihnen ein Zeichen, mir zu folgen. Plötzlich kriecht kaltes Wasser in unsere Neoprenanzüge. Der Computer an meinem linken Handgelenk zeigt 21 Grad Celsius an. Sieben Grad weniger als noch vor einer Minute!

Um uns herum flimmert das Wasser

Jetzt flimmert das Wasser um uns herum. Das kalte Wasser strömt aus der Tiefe nach oben und trifft auf das warme Wasser. Wir sind mittendrin in einer Sprungschicht. Und auf einmal sehen wir: Nichts – außer grünes trübes Wasser. Jedes Jahr im Januar, immer zur gleichen Zeit, strömt das kalte nahrhafte Wasser aus der Tiefe des Indischen Ozeans hinauf zu den Inseln in der Andaman See. Das Wasser aus der Tiefsee bringt viele Nährstoffe, winzige Planktonteilchen, so klein wie Fliegen, mit sich. Taucher nennen diese Strömung auch das grüne Monster. Doch dieses Monster ist ein gutes. Mit seinem nahrreichen Wasser füttert es Walhaie und Mantarochen. Diese beiden Tiere gehören zu den Planktonfilterern. Mit ihrem großen Maul saugen sie das Plankton aus dem Wasser und ernähren sich davon.

Langsam schwimme ich mit der Sprungschicht das Riff nach oben in flacheres Wasser. Meine Taucher folgen mir. Immer wieder wandert mein Blick in das trübe Wasser hinein. Konzentriert versuche ich etwas zu erkennen. Plötzlich habe ich das Gefühl: „Dort ist etwas.“ Ich könnte es fast sicher sagen. Dann sehe ich einen Schatten, der durch das Wasser gleitet. Ist es die dunkle Flosse eines Mantarochens? Vielleicht. Sicher bin ich nicht. Zu kurz ist der Moment. Doch ich kann sicher sagen: Die Zeit der Walhaie und Mantarochen hat begonnen. Beim nächsten Tauchgang werden wir sie sehen. Ich habe da so ein Gefühl.

Sonntag, 5. August 2012

Log 6: Zugang zu einer anderen Welt

Zu meinen liebsten Tauchplätzen gehört die Naama Bay vor der Küste Sharm el Sheikhs im Roten Meer. Obwohl dort jeden Tag hunderte Touristen schwimmen und schnorcheln gehen, Schnellbote über das Riff hinweg fegen oder Müll im Wasser landet, haben sich viele Tiere rund um eine große Seegraswiese angesiedelt. Außer einer Adlerrochenfamilie sind auch eine Meeresschildkröte, Seepferdchen, Nacktschnecken oder Kofferfische auf dem Meeresgrund zu Hause. Doch schaut einfach mal selbst, was in der Naama Bay los ist und taucht mit ab:

 

 Das Video haben die Sinai Divers aus Sharm el Sheikh auf Youtube veröffentlicht.

Mittwoch, 1. August 2012

Log 5: Meet the Hammerheads!

Hammerhai im Blauwasser                                        Foto: Schwebeteilchen

Über meine erste Begegnung mit Hammerhaien im Roten Meer.

Unter mir gleitet ein silberner Schatten entlang. Ich lasse mich fallen. Das Blau um mich herum nimmt zu. Plötzlich schwebe ich mittendrin. „Hammerhaie!“, will ich durch mein Mundstück hindurch schreien. Jubeln, die Arme hoch reißen, mich freuen. Doch ich bleibe stumm. Jede Bewegung kann jetzt zu viel sein.

Der Schweiß läuft mir über die Stirn. Es ist früher Nachmittag, Ende Juni, der Himmel ist Blau. Wir stehen in voller Montur auf der Plattform des Tauchbootes Eagle Ray: im langen Neoprenanzug, die Flossen über die Füßlinge gezogen. Das Tarierjacket um den Oberkörper geschnallt, halb voll gefüllt mit Luft, daran auf dem Rücken die Pressluftflasche. Das Blei am Gürtel um die Taille drückt. Die Maske klebt auf dem Gesicht, das Mundstück des Atemreglers klemmt zwischen den Zähnen. Der Tauchcomputer ist wie eine Uhr um das linke Handgelenk gebunden.

Der Motor der Eagle Ray tuckert, der dunkle Rauch steigt aus dem Auspuff neben uns auf. Schnell ziehen wir am Riff vorbei. Die Wellen glitzern in der Sonne. Hinter dem alten Leuchtturm werden wir springen. Genau an der Ecke. Genau an dem Punkt, an dem sich drei Strömungen treffen. An dieser Stelle läuft das Riff unter der Oberfläche wie eine Wand in die Tiefe. Hier kreuzen sich zwei Oberflächenströmungen. Und kühles nahrhaftes Wasser strömt aus der Tiefe zur Oberfläche herauf. Dieses nahrreiche Wasser lockt viele kleine Fische an, die wiederum die großen anziehen.

Es ist still. Um mich herum endloses Blau: Über, unter, vor und hinter mir, nichts als blaues Wasser. Darin die silbernen Schatten, denen wir langsam folgen.  Ich fühle mich frei. Schwebe durch das Wasser, von der schweren Ausrüstung ist nichts mehr zu spüren. Eins, zwei, drei… Nein, es sind mindestens fünf Hammerhaie,  die vor uns durch das Wasser ziehen. Anmutig schlagen sie ihre Schwanzflossen von rechts nach links und gleiten sanft, aber kraftvoll voran. Ihr breiter flacher Kopf schwingt elegant hin und her - und sieht dabei aus wie ein großes T. Warum der Kopf der Hammerhaie so geformt ist, darüber sind sich Meeresbiologen nicht einig. Sie vermuten, dass der Kopf wie ein Ruder arbeitet, das den Hai wie ein Flugzeug in engen Kurven wendiger macht. An diesem Ruder sitzen rechts und links die Augen. Damit hat der Hai den Rundum-Überblick.

Doch bevor sie uns mit ihren Augen gesehen haben, haben sie uns schon lange wahrgenommen. Sie haben unseren Herzschlag gespürt, uns als ein elektrisches Feld wahrgenommen und uns gerochen. Neun Arten der Hammerhaie haben Wissenschaftler gezählt. Und nur vom Großen Hammerhai wird berichtet, er habe einmal einen Schwimmer angegriffen. Angst habe ich deshalb nicht.

Unsere Hammerhaie sind scheu. Sie lassen sich nur selten blicken. Heute dürfen wir sie sehen. Wir dürfen ein Stück mit ihnen ziehen, weil sie es zulassen. Wir sind ihnen nicht geheuer. Langsam schlagen wir deshalb mit unseren Flossen, atmen ruhig und gleichmäßig. Fast tausend Tauchgänge lang habe ich auf diesen Moment gewartet. Jetzt sauge ich jedes Bild in mich ein: ihre langen gebogenen Flossen,  ihren großen kräftigen Kopf, ihre eleganten Bewegungen, mit denen sie durchs Wasser gleiten. Das Glänzen ihrer grauen Körper im Wasser. Einfach perfekt, um hier unten zu überleben, denke ich.
Hammerhaie schwimmen hinaus ins Blaue   Foto: STeilchen

Kraftvoll ziehen die Haie hinaus, immer weiter ins tiefe Wasser. Ich möchte ihnen folgen. Doch mein Computer hält dagegen. Er piept und will mich nicht tiefer und länger nach unten gehen lassen. Was würde ich dafür geben, einmal mit diesen Wesen mitzureisen. Zu sehen, wie sie leben, wie sie sind. Doch ich weiß: Das muss ein Traum bleiben. Als Mensch bin ich nur zu Gast in dieser Welt. Und meine Zeit hier unten ist begrenzt.

Langsam verschwinden die Hammerhaie im Blau, werden eins mit dem Wasser um sie herum. Wir bleiben in der Leere zurück, kehren um und schwimmen zum Riff. Unsere Flaschen auf dem Rücken sind leicht, die Luft geht zu Ende. Beim Sicherheitsstopp im flachen Wasser liegen wir uns in den Armen und grinsen uns an. Danach tauchen wir auf. Ich blase mein Jacket mit dem Inflator auf, nehme den Atemregler aus dem Mund und kann endlich schreien: „Hammerhaie!“

Zur Info:

Durch die Überfischung der Meere gibt es auch immer wenige Hammerhaie.

Dienstag, 31. Juli 2012

Log 4: Von Wesen und Monstern

Seestern Patrick?                                                         Foto: Schwebeteilchen

Unter der Wasseroberfläche kämpfen viele bunte Wesen und kleine Monster um ihr Überleben. Die lustigsten, seltsamsten und schönsten stelle ich hier vor. Jedes dieser Tiere ist ein Überlebenskünstler.

Der Seestern

Der Seestern liebt die Dunkelheit der Nacht und ist dann im Riff meistens auf dem Sand oder an Korallenblöcken unterwegs. Sollte er im Kampf einen seiner fünf Arme verlieren, so wächst dieser wieder nach.

Der Clownfisch

Klein, aber mutig: der Clownfisch     Foto: Schwebeteilchen
 Der Clownfisch hat Karriere gemacht. Seit „Findet Nemo“ kennt ihn jedes Kind. Sein zu Hause ist die Seeanemone. In ihr lebt er - und zwar in Symbiose. Und das funktioniert so: Die Tentakel einer Seeanemone sind giftig. Berührt sie ein Fisch, so wird er gelähmt. Nur der Clownfisch ist immun gegen dieses Gift. Er lebt im Schutz der Anemone und verteidigt sein zu Hause vehement: Kommt ihm ein Taucher zu nahe, dann nimmt der Clownfisch seinen Mut zusammen und schwimmt - ohne zu Zögern - direkt auf seine Maske zu, reißt drohend sein Maul auf und schüttelt mit dem Kopf.



Der Steinfisch

Schlechte Laune?                 Foto: STeilchen


Der Steinfisch ist ein müder Geselle. Eigentlich hat er gar keine Lust aufs Schwimmen. Die meiste Zeit seines Lebens verbringt er im Sand. Dort versteckt er sich und hält nach Beute Ausschau. Reglos sitzt er so stundenlang und wartet auf seine Lieblingsspeise: kleine Fischer und Krebse. Nicht nur in den Augen anderer Fische sieht er aus wie ein Stein. Auch der Mensch kann ihn nur schwer erkennen, so gut ist seine Tarnung. Der Steinfisch zählt außerdem zu den gefährlichsten Tieren der Welt: In seinen Flossen sitzen giftige Drüsen und Stacheln. Kommt ein Fisch oder Mensch mit ihnen in Berührung, ist der Schmerz unerträglich und kann auch für den Menschen tödlich enden.


Bald steht hier noch mehr.

Log 3: Zeit zum Aufwachen!

Auch Delfine sind in Gefahr                                     Foto: Schwebeteilchen

Erstens: Im Jahr 2050 sind alle Fischbestände vernichtet, wenn wir so wie bisher weiter fischen.

Zweitens: 30 Prozent der Riffe sind bereits verschwunden.

Drittens: Die Arten sterben tausend mal schneller, als es die Natur vorgsehen hat.

Viertens: Der Mensch zerstört den Kreislauf des Lebens im Wasser.

Fünftens: Wir müssen den Reichtum der Meere wertschätzen.

Sechstens: Alles auf der Erde ist miteinander verbunden.

Siebtens: Wir müssen verantwortungsvolle Verbraucher werden.


Quelle: Home

Montag, 30. Juli 2012

Log 2: Über dieses Blog und mich


Ring aus Luft, der zur Wasseroberfläche treibt         Foto: Schwebeteilchen

„Eine Pause an der Oberfläche – was ist schon dabei?“, werdet ihr Euch vielleicht fragen. Recht habt ihr. Interessant wird die Oberflächenpause erst, wenn man davor tauchen war. Denn während jedes Tauchgangs sammelt sich im Körper eines Tauchers Stickstoff an. Diesen Stickstoff nimmt der Taucher mit jedem Atemzug seiner Luft aus der Pressluftflasche auf. Kommt der Taucher aus dem Wasser, atmet er den Stickstoff, der sich in seinem Körper angesammelt hat, langsam wieder ab. Bei der Oberflächenpause handelt es sich in der Tauchersprache also um die Zeit, zwischen zwei Tauchgängen, die der Taucher an der Oberfläche verbringt.

Haben Pause: Pressluftflaschen                Foto: STeilchen
Viele Taucher machen in der Zeit ein Nickerchen oder legen sich aufs Sonnendeck. Kluge Taucher dagegen bleiben im Schatten, trinken viel Wasser, sprechen über ihren letzten Tauchgang und schlagen das Fischbestimmungsbuch auf. Darin suchen sie nach den Namen der Fische, die ihnen gerade im Wasser begegnet sind. Zum Beispiel: Rotfeuerfische, Falterfische, Nacktschnecken, Anemonenfische oder Blaupunktrochen. Fast jeder Taucher besitzt außerdem ein Logbuch. Darin trägt er den Namens des Tauchplatzes, die Länge, Tiefe und besonderen Erlebnisse jedes Tauchgangs ein. Manche Taucher wollen sich auch die Sichtverhältnisse merken. Sie schreiben dann zum Beispiel 5 bis 15 Meter. War die Sicht besonders schlecht, dann haben wahrscheinlich viele Schwebeteilchen im Wasser ihr Unwesen getrieben.

Schwebeteilchen – darunter versteht man aufgewirbelten Sand, kleine Algen oder Plankton, das sich mit der Strömung mitbewegt und so das Meer bereist. Treibt viel Plankton im Wasser, ist das ein gutes Zeichen. Denn viel Plankton bedeutet viele Nährstoffe. Und auf die sind die großen Fische scharf. Zum Beispiel Manta Rochen oder Walhaie. Und wiederum jeder Taucher ist scharf darauf, einem dieser Tiere zu begegnen.

Als Schwebeteilchen möchte ich Euch mitnehmen auf eine Reise durch die Unterwasserwelt. Und in der Oberflächenpause sprechen wir dann über die Abenteuer, die wir unter Wasser erlebt haben.

Zurück an der Oberfläche                            Foto: STeilchen
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Mittwoch, 25. Juli 2012

Log 1: Meine Inspiration für dieses Blog

Blick nach oben: Optimisten sind gefragt               Foto: Schwebeteilchen

 "Es ist zu spät, um Pessimist zu sein." Das ist das Fazit von Regisseur Yann Arthus-Bertrand, mit dem er seinen Dokumentarfilm "Home" beendet. Dieses Zitat hat meine Sicht auf die Dinge verändert. Doch da gibt es noch etwas, das mein Leben verändert hat: Mein erster Blick unter die Wasseroberfläche im Sommer 2008. In diesem Jahr habe ich eine neue Welt für mich entdeckt: die Unterwasserwelt des Roten Meeres. Unter der Oberfläche des Wassers habe ich mich auf die Reise zu einem für mich neuen und unbekannten Planeten gemacht. Seine Wesen, Formen und Farben haben mich fasziniert.

Von diesem ersten Tauchgang an wusste ich: Ich muss wieder dort runter. Im Frühjahr 2009 tauchte ich das nächste Mal ab. Dieses Mal lernte ich die Unterwasserwelt der Similan Inseln im Indischen Ozean kennen. Nach dieser Reise stand mein Entschluss fest: Ich möchte die Lebewesen des Wassers richtig kennenlernen. Im Herbst 2009 packte ich gemeinsam mit meinem Freund meine Koffer und machte mich auf die Reise nach Khao Lak in Thailand. Anderthalb Jahre sollten daraus werden. Die meiste Zeit davon verbrachte ich als Tauchlehrerin unter der Wasseroberfläche, erst des Indischen Ozeans und später des Roten Meeres. In dieser Zeit habe ich die Riffe zu meinem neuen zu Hause gemacht, bin Barrakudas und Haien begegnet oder bin mit Mantarochen getaucht. Aber ich habe auch begriffen, wie verletzlich die Welt dort unten ist. Sie ist in Gefahr. Und das ist das Traurige: Wir – die Menschen – bringen diese Welt in Gefahr. Durch jede Plastikflasche, die wir unachtsam ins Wasser fallen lassen, durch jeden unbedachten Flossenschlag eines Tauchers, mit dem er ein Stück Koralle abbricht, und durch jeden Fischer, der einen Hai wegen seiner Flossen fängt, fint und wieder über Bord wirft, und durch die riesigen Fischtrawler, die auf unseren Meeren unterwegs sind.

Leben im Riff              Foto: Schwebeteilchen
 "Es gibt etwas, für das es sich lohnt, zu kämpfen." Auch das sagt Yann Arthus-Bertrand am Ende seiner Dokumentation „Home“. Und genau darum soll es in diesem Blog gehen: Ich möchte all Euch Nichtschwimmern zeigen, dass es sich lohnt, für die Unterwasserwelt zu kämpfen! Kommt mit und werft mit mir einen Blick in dieses unbekannte Universum – und lasst Euch verzaubern von den Farben und Formen. Ich werde Euch zeigen, welche liebenswerten Kreaturen sich unter der Wasseroberfläche verstecken. Und wenn ihr das nächste Mal ans Meer reist, dann denkt am mich und diesen Blog – und sammelt jede Plastiktüte, jede Zigarettenkippe, die ihr am Strand findet, auf. Denn sie könnte am Ende im Magen einer Meeresschildkröte landen.

Oberflächenpause

Geschichten aus der Unterwasserwelt